Vom Quereinstieg in die IT zum CIO
War das Arbeiten in der IT schon immer Ihr Ziel?
Zum Start in das Berufsleben wusste ich nicht genau, was jemals meine Richtung sein wird. Ich begann eine Ausbildung zur Fachgehilfin für steuer- und wirtschaftsberatende Berufe. Nach Abschluss habe ich auch noch zwei Jahre in diesem Beruf gearbeitet, da erst hat sich dann das Bild verfestigt, dass es nicht mein Traumberuf für die Zukunft sein wird. Durch Zufall bin ich dann in ein IT-Unternehmen gekommen (wenn damals auch noch als Controller und Personalverantwortliche).
Was hat Sie dazu motiviert, in die IT zu wechseln?
In diesem kleineren IT-Unternehmen durfte ich eine neue Filiale aufbauen, als Geschäftsstellenleitung. Aufgrund des kleinen Teams von 8 Mitarbeitern, musste dort jeder alles machen – das war mein Startschuss in den IT-Bereich, weil ich dort meine technische Affinität kennengelernt habe. Ich habe mich dann entschieden, in diesem Bereich zu bleiben und wechselte zu einem japanischen Unternehmen, welches digitale Drucksysteme, Scanner etc. herstellte. Dort baute ich Anfang der 90er Jahre ein System Engineering Team auf. Parallel zur neuen Aufgabe habe ich durch viele Trainings und Lehrgänge mich selbst in IT-Technologien weitergebildet. Von reiner Technik bis IT-Prozessen habe ich viel gelernt und erfahren dürfen.
Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? Was sind die Challenges?
Zum einen war eine Erfahrung, dass es in den 90er Jahren noch ungewöhnlich war, als Frau in einer IT zu arbeiten, noch ungewöhnlicher war es als Führungskraft hier tätig zu sein. Ich musste mich am Anfang meines Berufsweges in der IT sicher immer einmal mehr erklären oder beweisen als vielleicht ein männlicher Kollege. Das war eine Herausforderung, hat mich aber auch stärker gemacht und über die Jahre bin ich abgeklärter, in mir ruhend. Diese Selbstsicherheit führt automatisch dazu, dass man sich nicht mehr erklären muss.
Wie klappt die Zusammenarbeit mit erfahrenen IT-Profis? Was braucht es dafür?
Aus meiner Sicht sehr gut. Häufig bekomme ich das Feedback, dass neben der fachlichen Sicherheit – die es in jedem braucht – Frauen in IT-Führungsrollen eine andere Sensibilität für Menschen/Mitarbeitenden und Situationen haben. Ein guter Mix zwischen Frauen und Männern, anderen Kulturen etc. tut jedem Team gut (ich möchte Divers hier nur insofern ausschließen, weil ich persönlich noch nie eine diverse Person in meinem Arbeitsumfeld getroffen habe – deshalb fehlt mir hier einfach die Erfahrung). Eine gute Zusammenarbeit ist immer dann gegeben, wenn man Menschen „sieht“, Ihnen zuhört, Ihre Bedürfnisse erkennt und mit diesem Wissen in Teilen auch individuell umgeht, um ein Team zu formen und trotzdem die großen Herausforderungen zu erreichen. Zusammenhalt, Vertrauen, Transparenz, Weiterentwicklung etc. sind hier sicher immer die Schlüsselfaktoren.
Warum sind gerade Quereinsteiger so wertvoll für IT-Abteilungen? Was können sie einbringen?
Ich bin ein gutes Beispiel dafür, warum es Sinn macht, auch Quereinsteiger in der IT zu haben. Ich komme aus dem Bereich steuer- und wirtschaftsberatende Berufe. Mir hilft es heute gerade in der Steuerung und Aufbau der IT-Prozesse sowie im IT Cost Controlling; Vertragsverhandlungen etc. die kaufmännischen Aspekte mit einbringen zu können.
Was sollten „Outsider“ auf jeden Fall über das Arbeiten in der IT wissen?
IT ist nicht gleichbedeutend mit „Blassen Nerds, die im Keller programmieren und keinen Außenkontakt zum Business haben“ Ganz im Gegenteil bietet die IT verschiedenste Rollen und Funktionen, die über technische Themen bis hin zu Management und Business Alignment reichen. IT bedeutet permanent Wissen zu erneuern, sich weiter zu entwickeln und spannende Projekte. Denn IT ist aus vielen Business Themen kaum noch wegzudenken.
Was sind Ihre 3 wichtigsten Tipps an Menschen, die sich beruflich in Richtung IT verändern wollen?
Ich würde empfehlen sich über die vielen Bereiche in der IT zu informieren und dann zu schauen, mit welchem Talent man sich am besten einbringen kann bzw. was einem Spaß macht. Dazu kann ein Praktikum genauso helfen, wie auch Informationsveranstaltungen, die zu vielen dieser Inhalte angeboten werden. Die Begeisterung sich stetig weiterzubilden/zu entwickeln sollte als „DNA“ vorhanden sein. Mutig sein und es einfach einmal versuchen.