Livin IT
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Als Frau erfolgreich in der IT eines Industrieunternehmens

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Where passion meets career“ ist der Leitspruch der ANDRITZ Group. Ist das in einem Industriebetrieb, den es bereits seit 170 Jahren gibt, überhaupt möglich? Und im Speziellen in der IT, wo doch nur Nerds, Spezialisten und natürlich nur Männer arbeiten? Barbara Freyler ist Head of IT Application Service ERP. Und sie ist überzeugt – gerade für junge Frauen hat die IT viel zu bieten. Livin IT hat sie erzählt, warum die Vorurteile gegenüber dem Arbeiten in der IT falsch sind und warum die IT (auch) weiblich ist. Plus: Die wichtigsten Tipps für Frauen, die IT-Karriere machen wollen.

Warum ist es eine gute Idee, als Frau eine Karriere in der IT anzustreben?

Barbara Freyler

Dadurch dass der IT-Bereich immer größer wird und Stellen in allen Bereichen angeboten werden, öffnet sich hier eine ganz neue Welt. Nicht nur dass es Spaß macht mit den neuesten Technologien und Digitalisierungstools als „Erste“ zu spielen und Erfahrungen zu machen, nein niemand kommt ohne dies aus und man kann einen Mehrwert generieren. Ebenso habe ich hier im Gegensatz zum Business die volle Gleichberechtigung erlebt. Da gibt es keinen Unterschied. Ich warte nun schon über 4 Jahre darauf, aber kann wirklich keinen erkennen. Hier zählt der Mensch allein, seine Stärken und seine Fähigkeiten. Hier war und ist der IT-Bereich einfach etwas voraus und das macht Freude und erkennt man in den einzelnen Teams.

Was würden Sie Recruitern und HR-Abteilungen empfehlen um Frauen für IT-Berufe besser zu erreichen?

Barbara Freyler

Ich glaube, der Umdenkprozess ist schon gestartet (wenn auch manchmal etwas mühselig und holprig), muss aber weiterhin noch forciert werden in Richtung – richtiges Kommunizieren bzgl WorkLife Balance – ohne dem geht es gar nicht. Wissen und Information über die eigene  Firma – ebenso die Vorteile aufzeigen – ich glaube da sind manche Firmen sehr schwach, was sie eigentlich wirklich ihren MitarbeiterInnen bieten können. Flexibilität ist eines der Zauberworte – auf beiden Seiten, ebenso den Nachwuchs fördern aber auch fordern – Langeweile ist das letzte was Frauen wollen. Ebenso wäre es gut richtige Mentoren dann von Start in den Firmen dazuzustellen, die als Vorbild wirken können bzw Karrieren von anderen Frauen in der Firma aufzuzeigen. Das wäre sehr wichtig in der eigenen Firma mehr Marketing dafür zu machen und wirklich Frauen richtig darzustellen, was erreicht werden kann.

Was sind Ihre 3 wichtigsten Tipps an Menschen, die sich beruflich in Richtung IT verändern wollen?

Barbara Freyler

Das ist sehr schwer sich auf 3 Tipps zu beschränken 😉 Flexibilität, Kompromiss fähig, Schnelllebigkeit akzeptieren, geduldig, durch schnelle Änderung darf es auch nicht an Kommunikation fehlen und Vernetzung mit anderen IT-Personen und am Ende auch IT-Events besuchen. Aber da fällt mir sehr viel mehr spontan ein, wie auch noch offen allem gegenüber sein, neugierig und mutig, sich etwas zutrauen.

Was sollten „Outsider“ auf jeden Fall über das Arbeiten in der IT wissen?

Barbara Freyler

In der IT stellen sich viele nur Nerds vor, allein und einsam im dunklen Raum isoliert– NEIN – es gibt unterschiedlichste Jobprofile in der IT und da sollte man genauer hinschauen – bekannt sind meist nur Programmierer und Hacker, bei vielen anderen Jobs ist es nicht unbedingt nötig ein IT Spezialist zu sein und es reichen die generellen IT Computerkenntnisse als Skill.  Genau reinschauen und nachfragen – aber da bin ich wieder bei den Recruitern und HR-Abteilungen – das sollte und muss endlich sichtbar gemacht werden.

Warum sind gerade Quereinsteiger so wertvoll für IT-Abteilungen? Was können sie einbringen?

Barbara Freyler

Das ist eine Frage direkt auf mich zugeschnitten, denn ich bin eine typische Quereinsteigerin im IT-Business – da ich aus der Projektleitung komme. Ich startete vor ca. 25 Jahren in Andritz im Engineering und habe mehr als 12 Jahre in der Auftragsleitung in Andritz gearbeitet und war für die Projektabwicklung unserer Kartonmaschinen von der Auslegung über die Konstruktion, Fertigung, Montage bis zur Inbetriebnahme und Ende der Gewährleistung verantwortlich. Da ich schon eine relativ lange Zeit in Andritz bin, kenne ich natürlich die Geschäftsprozesse und das bringt uns nun zu meinem Thema in der IT. Diese bereiten mir natürlich die Grundlage für meinen Job hier als Global Head of ERP Services. Zusätzlich ist mein vorhandenes Netzwerk extrem wichtig, um immer wieder ins Business reinzuhören, was es wirklich braucht und wo die wahren Bottle Necks sind, damit wir als IT dort unterstützen können, wo wirklich der Schuh drückt. Wir bringen andere Sichtweisen, andere Blickwinkel und stellen Fragen, die sonst nie aufgekommen wären. Wir bringen eventuell auch die Sicht die genau die IT-Abteilung braucht, um die Projekte/Software/… so zu entwickeln, dass es „Nicht“ IT Personen verstehen. Der frische/andere Wind rüttelt auch die IT Mannschaft zu neuen Ideen und Denkmodellen auf.

Was sind konkrete Gründe, dass Frauen im Bereich IT-Leadership so unterrepräsentiert sind? Gibt es Hemmnisse, mit denen Sie selbst konfrontiert waren?

Barbara Freyler

Ich glaube, dass das nicht ein IT-Problem ist, sondern ein allgemeines, dass das Angebot an Frauen in dem Bereich der Ausbildung viel geringer ist – hier muss auch ordentlich Interesse geweckt werden schon in den Schulen und dann in den Universitäten. Ich wusste für mich immer, dass ich eine Führungsrolle möchte, da ich etwas bewirken wollte, auf jeden Fall mitgestalten, verändern, vorantreiben und das geht mit so einer Rolle in einem großen Unternehmen natürlich einfacher. Man muss vielleicht ein bisschen länger durchhalten und einen längeren Atem haben, ABER und ich glaube, das ist das Wichtigste – Wir müssen an uns glauben, uns was trauen und zutrauen ebenso bewusst entscheiden – JA wir Frauen können das genauso gut – manches sogar besser – denn organisieren liegt uns Frauen doch meist viel besser😉

Welche Massnahmen für Geschlechtergerechtigkeit in den Unternehmen haben sich bewährt?

Barbara Freyler

Im Grunde dass Frauen auch in höheren Positionen gerne gesehen werden, wie auch in verantwortungsvollen Bereichen eingesetzt werden und das auch offen klar kommuniziert wird. Ich glaube Unternehmen müssen klar zeigen, dass für Frauen alles offen ist und es nur um die Person geht – aber ehrlich, ich glaube da ist noch sehr viel Luft nach oben. Und Frauen kann ich nur raten – HARTNÄCKIG bleiben, manchmal müssen Unternehmen draufkommen und auch erst lernen, dass es sich bewährt Frauen in allen Positionen einzusetzen und dass es vor allem funktioniert und wirklich einen Mehrwert bringt!